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║ 24. Karneval in schwarzweiß                                         ║
║ Montag, 24. Januar 2005, 00:00                                 eloi ║
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Heute, am Aschermittwoch, wenn für den Mainstream-pöbel Karneval vorbei ist, feiern WIR Karneval. In schwarzweiß. Weil WIR sowieso alles hassen was bunt ist oder irgendwie mit Farben und/oder Tageslicht zu tun hat. Außerdem haben WIR heute noch einen weiteren Grund zu feiern. Eine von UNS hat Geburtstag. Und zu diesen Anlässen haben WIR UNS nun in einer Gruft versammelt und "feiern" den monochromen Karneval. Es gibt strenge Regeln. Wer lacht fliegt ohne Widerrede, unumstößlich und für immer raus. Zuweilen schimmert an der Kleidung irgendwo weiß, aber alle sind natürlich vorwiegend schwarz gekleidet. Selbst das sonst auch übliche sehr dunkle, fast schwarze Rot oder Violett sucht man vergebens. In so einem fast schon grell-bunten Outfit wäre heute auch niemand hereingekommen. Die Beleuchtung ergibt sich ausschließlich aus Grablichtern. Untermalt wird diese "Feier" von seltsamer, durchmischter Musik mit düsteren elektronischen Klängen und manchmal auch mittelalterlichen Instrumenten. Das alles allerdings meist sehr langsam, düster und nicht schnell oder gar ... fröhlich.
Nachdem alle ihre Sitz- und Stehplätze eingenommen haben, hält einer von UNS eine Art Büttenrede. Sie ist so etwa in dem Stil:

"schwarz. ja. schwarz. sind alle meine kleider.
schwarz. ja, schwarz ist alles was ich hab.
darum hasse ich alles bunte: leider
ist die zeit gekommen für mein grab."

Der Tusch ist ein Stückchen aus Mozarts Requiem. Mit den Reimen geht es dann noch eine Weile so weiter. Es kommen oft Worte wie "traurig", "düster", "schwarz", "dunkel", "Tod", "Tränen" und "Blut" vor. Als dann klar ist warum wir alle so böse und traurig sind und Karneval doof ist, kommt noch eine Strophe für das Geburtstagskind

"und schließlich wollte ich euch sagen
eine von UNS hat leid zu tragen
denn heute ist ein dunkler tag
für J naht nun schon bald der sarg

ein jahr weniger in ihrem leben.
ein jahr überstandene qual.
drum werden. WIR UNS. jetzt erheben.
für jeden kommt der tag einmal."

Ein langer Tusch beendet die Rede. M tritt vom Pult zurück und es wird sich noch in der ganzen Gruppe lange über Tod und Verderben ausgetauscht. Ausgetauscht werden im Raum nebenan auch die neusten Gedichte (aus dem Lord-Klo) und der neuste Tratsch (auf dem Lady-Klo). Gegen fünf Uhr morgens ist die Feier zu Ende und alle machen sich auf den Weg, damit sie noch vor der Dämmerung zurück in ihre Särge kommen.
J allerdings geht vorher noch ganz kurz in den Keller und lächelt.